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Paar steht mit Fahrrädern vor der Vicelinkirche.
©sh-tourismus.de/MOCANOX

Der historische Ochsenweg

Geschichten rund um den Ochsenweg

Der Ochsenweg – Eine Reise durch Jahrtausende

Der Ochsenweg blickt auf eine beeindruckend lange Geschichte zurück. Schon in der Bronzezeit (1700–500 v. Chr.) nutzten Händler diesen Pfad über die Schleswiger Landenge, um wertvolle metallische Rohstoffe in Richtung Nordeuropa zu transportieren.

Im Mittelalter wurde der Weg zum Schauplatz von Kriegszügen und Heerschauen und zur Route frommer Pilger, die auf ihrem beschwerlichen Weg zu den heiligen Stätten in Rom, Jerusalem oder Santiago de Compostela durch Schleswig-Holstein zogen. Ab dem 13. Jahrhundert machten sich dann die großen Ochsentriften aus Jütland auf dem „Ochsenweg“ bemerkbar und prägten nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch den Namen dieses traditionsreichen Weges. Während man in Dänemark vom „Hærvejen“ – dem Heerweg – spricht, setzte sich in Schleswig-Holstein der Begriff „Ochsenweg“ durch. Beide Bezeichnungen stehen sinnbildlich für eine der bedeutendsten Verkehrsadern des Nordens: ein Pfad des Handels, des Wandels und des kulturellen Austauschs.

Die Ochsentriften – Eine nordische Erfolgsgeschichte

Ab Mitte des 13. Jahrhunderts berichten erste schriftliche Quellen vom regen Ochsenhandel zwischen Dänemark und Norddeutschland. Mehr als 700 Jahre lang bestimmten die Ochsentriften das Wirtschaftsleben in Schleswig-Holstein maßgeblich. Besonders im Frühjahr wurden mageres Weidevieh auf uralten Routen quer durch Jütland nach Wedel getrieben – bis zu 50.000 Tiere jährlich!

So wurde der „Ochsenweg“ zum Sinnbild einer lukrativen Handelsroute, an der nicht nur Viehzüchter und Händler verdienten. Auch zahlreiche Orte entlang des Weges profitierten durch Märkte, Gasthäuser und Infrastruktur. Der Name „Ochsenweg“ blieb nicht nur im Gedächtnis, sondern ist bis heute vielerorts als Straßen- und Ortsbezeichnung lebendig geblieben.

Noch heute lässt sich ein Teil dieser historischen Route erleben – zum Beispiel auf dem modernen Ochsenradweg. Abenteuerlich und naturnah führt dich etwa der Kropper Busch entlang der alten Spuren – vorbei an Wäldern, Wiesen und Geschichten. Wo liefen einst die Ochsen? Welche Etappen meisterten die Treiber? Und welche Hindernisse mussten sie auf ihrem Weg überwinden?

Auf dem Weg – von Pilgern, Wirten und Königen

Reisen war früher ein mühsames Unterfangen – voller Ungewissheit, Gefahren und körperlicher Anstrengung. Und doch machten sich Pilger in großer Zahl auf den Weg – getrieben von Glauben, Buße oder dem Wunsch nach innerer Einkehr. Ein besonders eindrücklicher Reisebericht stammt vom Abt Nikolaus um das Jahr 1150: Er beschreibt den Weg isländischer Pilger von Viborg über Skodborg, Schleswig, Itzehoe bis zum Übergang der Elbe bei Stade – exakt die Strecke, die später als „Ochsenweg“ bekannt wurde.

Ab dem 15. Jahrhundert entstanden entlang dieser Route zahlreiche „Krüge“ – frühe Gasthäuser, die nicht nur Unterkunft und Verpflegung boten, sondern auch Pferdewechsel, Reparaturen und andere Dienste für Reisende ermöglichten. Diese Wegstationen wurden zu wichtigen Knotenpunkten im wachsenden Netzwerk mittelalterlicher Mobilität.

Und mit ihnen kamen auch die Geschichten: vom dänischen König, der im Toldsteder Krug bei Apenrade Karten spielte, vom Gastwirt in Krogaspe, der sich fürs Milchlagern sämtliche Schüsseln des Dorfes lieh – oder von den berüchtigten Wegelagerern im einsamen Kropper Busch, wo sich bis heute die Worte halten: „Du büs’ Kropper Busch noch nie vörbi.“
 

Geschichten zum historischen Ochsenweg im Überblick

Ochsenweg-Varianten in Harrislee

Die Gemeinde Harrislee – 1352 erstmalig im Domkapitel zu Schleswig als „Haringslof“ erwähnt – mit den Ortsteilen Niehuus und Wassersleben liegt nördlich von Flensburg unmittelbar an der deutsch-dänischen Grenze. Noch heute zeichnen sich hier drei verschiedene Stränge des „Ochsenweges“ ab. 

Historischer Krug in Oeversee
©Historischer Krug, Oeversee

Historische Wege, Schlachten und Naturschönheiten

Der Name Oeversee verweist auf die Lage am Sankelmarker See. Besonders die dänische Schreibweise „Oversø“ verdeutlicht dies – aus dänischer Sicht liegt das Dorf „oberhalb“ des Sees.

Knotenpunkt historischer Wege

Das Dorf Idstedt (dän. Isted) zählt zu den historisch bedeutendsten Orten im ehemaligen Herzogtum Schleswig. Erstmals 1196 urkundlich erwähnt und 1231 als Hauptort der dänischen Verwaltungseinheit „Idstedtsyssel“ benannt, reicht die Besiedlung der Region bis in die Jungsteinzeit zurück. Ein beeindruckendes Zeugnis dieser frühen Epoche ist die „Idstedter Räuberhöhle“, ein über 5.000 Jahre altes Großsteingrab, das direkt an einer historischen Route des Ochsenweges liegt – hier als „Königsweg“ (via regia) bekannt.

Legenden rund um den Kropper Busch

Die Region um Sorgbrück ist tief mit der Geschichte des Ochsenweges verbunden. Hier, an der Grenze zwischen dem Kropper Busch im Norden und der Lohheide im Süden, verlief über Jahrhunderte eine der wichtigsten Handels- und Heerstraßen des Nordens. Noch heute ist ein 7 Kilometer langer Abschnitt des historischen Ochsenweges als sandige Piste erhalten – ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten.

Mittelalterlichen Mühlenstandort

Bokel wird Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals als „Boclo“ (i.e. Buchenhain) urkundlich erwähnt. Eine besondere Rolle spielte der Ort durch seine Zwangswassermühle, die seit 1589 existierte. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren alle Einwohner des Kirchspiels verpflichtet, ihr Getreide hier mahlen zu lassen. Da die Bokeler Au jedoch nicht immer ausreichend Wasser führte, wurde 1832 zusätzlich eine Windmühle errichtet, um eine zuverlässigere Versorgung sicherzustellen.

Vom Ochsenweg zur modernen Stadt

Die Geschichte Elmshorns, das 1141 erstmals als „Elmeshorne“ urkundlich erwähnt wurde, ist eng mit dem berühmten Ochsenweg verbunden. Diese historische Handelsroute führte Viehtreiber und Kaufleute über Uetersen nach Wedel und weiter bis Hamburg.

Geologische Vielfalt

Peissen, erstmals im Jahr 1380 und erneut 1482 urkundlich erwähnt, liegt malerisch zwischen Hohenwestedt und Itzehoe, an einem wichtigen historischen Weg: dem westlichen Strang des Holsteiner „Ochsenweges“. Dieser Pfad, von dem zahlreiche archäologische Funde zeugen, war nicht nur in prähistorischer Zeit von Bedeutung. Im Mittelalter führte er unter anderem als Viehtriftweg zum Itzehoer Ochsenmarkt und diente skandinavischen Pilgern als Pilgerweg. Auch als Heerweg war er mehrfach genutzt.

Spuren der Ochsentriften

Uetersen, erstmals 1234 urkundlich erwähnt, verdankt seinen Namen der geografischen Lage am „äußersten“ Rand der Marsch und Geest. Die Ortsbezeichnung „Utersten“ spiegelt diese einzigartige Position wider. Auf einem Geestkern, der vor Hochwasser geschützt ist, konnte sich Uetersen im Laufe der Jahrhunderte zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt entwickeln.