Alte Wege neu erleben

Inhabergeführte Geschäfte, Restaurants, Cafés und die fünf Kaufmannshöfe verleihen dem Shoppen in der Roten Straße ein einzigartiges Flair.
©flensburger-foerde.de

Eine Stadt an alten Wegen

Wer Flensburg betrachtet, denkt meist zuerst an die malerische Förde und die maritime Geschichte der Stadt. Doch auch die Wege zu Lande spielten bei der Entwicklung Flensburgs eine bedeutende, vielleicht sogar eine entscheidende Rolle.

Bereits im 12. Jahrhundert wuchsen rund um die Kirchen St. Marien, St. Nikolai und St. Johannis erste Siedlungen zusammen. Aus dieser Verbindung entstand das mittelalterliche Flensburg, das 1284 vom dänischen König Erik Glipping offiziell das Stadtrecht erhielt. Der Stadtgrundriss von damals prägt bis heute das historische Zentrum – mit der „Norderstraße“, „Großen Straße“, dem „Holm“, dem „Südermarkt“ und der „Roten Straße“. Diese Achse folgt dem Verlauf eines alten Fernweges – genauer gesagt: einer nördlichen Variante des Ochsenweges, der von Bov und Niehuus kommend direkt ins Herz der Stadt führte.

Dass Flensburg Teil dieses legendären Viehtriftwegs war, belegen sogar Zollaufzeichnungen aus dem 15. Jahrhundert. Damals wurden Ochsen durch die nahegelegene Burg Niehuus (heute Harrislee) getrieben. Doch ab dem Spätmittelalter verlagerte sich der Hauptverkehr: Viehherden wichen zunehmend auf eine Route über Padborg, Schäferhaus und Jarplund aus, um die Stadt zu umgehen.

Einen Eindruck vom einstigen Triftverkehr vermittelt heute noch der Straßenname „Am Ochsenmarkt“ in den Stadtteilen „Westliche Höhe“ und „Friesischer Berg“. Hier – im Bereich der heutigen „Friesischen Straße“ und dem Veranstaltungsgelände „Exe“ – befand sich der mittelalterliche Viehmarkt Flensburgs. Allerdings war er im Gegensatz zu den großen Märkten in Wedel oder Bramstedt eher von regionaler Bedeutung.

Auch im Süden Flensburgs hinterließ der Ochsenweg seine Spuren. Während Karten aus dem 18. Jahrhundert eine Trasse über die Rote Straße und das „Rote Tor“ in Richtung Schleswig belegen, deuten ältere Quellen auf einen anderen Verlauf hin: Die Flensburger Förde reichte früher deutlich weiter nach Süden, und die sumpfigen Niederungen mit „Großem Mühlenteich“, „Pferdewasser“ und der „Scherrebek“ erschwerten den direkten Durchgang. Wahrscheinlich führte der Weg deshalb über die „Angelburger Straße“, den Hafermarkt, die Kanzleistraße und den Sandberg aus der Stadt hinaus.

Mit den umfangreichen wasserbaulichen Maßnahmen im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Stadtbild grundlegend verändert. Teiche wurden trockengelegt, Bachläufe kanalisiert und die Förde bis zur heutigen Hafenspitze aufgeschüttet. Damit gewann auch das „Rote Tor“ an Bedeutung als südlicher Stadtausgang. Aus dem alten Weg entstand schließlich die „Schleswiger Straße“, die südlich von Jarplund wieder auf den westlich verlaufenden Ochsenweg trifft.

So zeigt sich: Flensburg ist nicht nur eine Hafenstadt, sondern auch eine Stadt, deren Wegegeschichte eng mit ihrer Stadtwerdung verknüpft ist. Die alten Trassen erzählen von Handel, Bewegung und stetigem Wandel – und prägen bis heute das Gesicht der Stadt.

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Paar fährt mit dem Fahrrad in idyllischer Natur auf dem Ochsenweg.
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