Alte Wege, bis heute sichtbar
Die Gemeinde Dannewerk ist reich an archäologischen Denkmälern – das bedeutendste unter ihnen ist das Danewerk (dän. Danevirke), eine über viele Kilometer erhaltene Wallanlage, die seit 2018 zum UNESCO-Welterbe gehört. Einen umfassenden Einblick in Geschichte und Bedeutung dieser einzigartigen Befestigung bietet das Danevirke-Museum direkt vor Ort.
Das Danewerk
Neueste archäologische Forschungen belegen, dass das Danewerk vom 5. bis zum 12. Jahrhundert den einzigen landseitigen Zugang nach Norden sperrte – und ab dem 9. Jahrhundert auch den Zugang zum entstehenden Königreich Dänemark kontrollierte. Dieser Weg wird landeskundlich als „Östlicher Heerweg“ bezeichnet. Im Mittelalter erhielt er durch die jährlich im Frühjahr stattfindenden Triften von Magervieh aus Jütland den Namen „Ochsenweg“.
Dänische Studien – allen voran eine grundlegende Untersuchung von 1930 – sehen den Hærvej (Heerweg) am Danewerk beginnen (oder enden), der sich bis Viborg in Mitteljütland erstreckt.
Ein Altweg mit Geschichte
Die historische Bedeutung des Ochsenwegs lässt sich in Dannewerk noch heute eindrucksvoll erleben: Südlich der Straße nach Klein Rheide ist ein rund 1.000 Meter langes Wegestück erhalten, das beidseitig von Knickwällen gesäumt ist – ein seltenes Originalstück mittelalterlicher Verkehrswege. Es endet am sogenannten Kograben, einem Teil der Danewerker Verteidigungsanlagen, und am Zaun des heutigen militärischen Flugplatzes „Fliegerhorst Jagel“.
Bemerkenswert: Die alte Flurbezeichnung dieses Areals lautet „Ochsenlager“ – ein deutlicher Hinweis auf die frühere Nutzung des Gebiets als Rast- und Weidestelle für die Viehherden. Die Nähe zur Rheider Au bot ideale Bedingungen für Tränke und Weide, während das Danewerk selbst perfekte Möglichkeiten zur Zollerhebung und Kontrolle des Handels bot.
Am historischen Walldurchlass, nahe dem heutigen Museum, befand sich einst der „Rote Krug“ mit einer Zollstube des Gottorfer Landesherrn. Der Ochsenhandel war eine bedeutende Einnahmequelle, die zur Finanzierung des landesherrlichen Haushalts beitrug.
Spuren und Namenszeugnisse in der Umgebung
Der ausgebaute Altweg misst bis zu 20 Meter Breite zwischen den Knickwällen – ein eindrucksvolles Zeugnis seiner einstigen Bedeutung. Noch heute führt die Straße nördlich des Wegestücks unter dem Namen „Alter Ochsenweg“ nach Schuby; auch in Lürschau ist der Verlauf im Ortsbild präsent.
Südlich des Fliegerhorstes setzt sich die historische Trasse fort: Im Kropper Busch verläuft über 7 Kilometer eine fast ursprünglich erhaltene, pistenartige Altwegeführung. Archäologische Grabungen 2022 im Kropper Gewerbegebiet belegen sogar die Nutzung des Weges bereits im 3. Jahrhundert n. Chr.!
Ein fast 4.000 Jahre alter Weg
Kaum ein anderer Abschnitt des Ochsenweges eignet sich so gut für Überlegungen zum tatsächlichen Alter der Strecke wie der Bereich bei Dannewerk. Denn: Was hätte das Danewerk sperren sollen, wenn nicht einen Weg? Allein diese Logik spricht bereits für eine Nutzung seit dem 5. Jahrhundert – die Funde in Kropp sogar für ein noch früheres Alter.
Doch die ältesten Hinweise finden sich westlich der heutigen Trasse: Über 80 bronzezeitliche Grabhügel, wie auf einer Perlenkette aufgereiht, ziehen sich auf einer Länge von 3 Kilometern durch die Landschaft. Sie stammen aus der älteren Bronzezeit (ca. 1700–1100 v. Chr.) und markieren einen „Grabhügelweg“, der in der Prähistorischen Archäologie als Wegweiser antiker Routen gilt.
So entsteht ein faszinierendes Bild: Die Wegesituation rund um das Danewerk reicht möglicherweise fast 4.000 Jahre zurück – ein kulturhistorisches Erbe von außergewöhnlichem Wert.