Handelsdrehscheibe am historischen Ochsenweg
Schon seit dem 12. Jahrhundert profitierte Itzehoe von seiner günstigen Lage an einer der beiden Haupttrassen des berühmten Ochsenweges – jener alten Fernroute, über die Tausende Rinder aus dem Norden Europas gen Süden getrieben wurden. Aus Richtung Hohenwestedt kommend, führte der historische Weg mitten durch die Stadt: über den heutigen „Sandberg“ und die „Breite Straße“ hinein in das Herz der Altstadt. Auch die traditionsreichen Straßenzüge „Krämerstraße“ und „Reichenstraße“, die einst an der Burg „Ekeho“ vorbeiführten, gehören zum uralten Verlauf dieses Handelsweges.
Ein besonders wichtiger Knotenpunkt war dabei der Übergang über die Stör – schmal, gut gesichert durch die Stadtbefestigungen, aber aufgrund von Tiden und Marschhochwasser stets eine Herausforderung für Reisende und Viehherden. Südlich der Stadt entwickelte sich die Route weiter über den heutigen „Kremper Weg“ und die „Elmshorner Straße“ – der alten Geestkante folgend, trocken und trittsicher.
Dass Itzehoe nicht nur Durchgangsstation, sondern selbst ein florierender Viehhandelsplatz war, belegt der Ochsenmarkt, der seit dem 15. Jahrhundert regelmäßig stattfand. Bereits 1462 wurde ein Viehmarkt am Gallustag (16. Oktober) erwähnt – später verlegte man das Marktdatum auf den 28. Oktober. Diese späte Jahreszeit zeigt deutlich: Hier handelte es sich nicht um Magerochsen, die lange Märsche aus dem Norden hinter sich hatten, sondern um schlachtreifes Vieh aus der näheren Umgebung – vor allem aus dem fruchtbaren Dithmarschen. Hamburg war nur zwei bis drei Tage entfernt und ein wichtiger Zielort für den Verkauf.
Der erste Veranstaltungsort des Marktes war der Feldschmiedekamp; ab 1838 zog das geschäftige Treiben dann an den nordöstlichen Ortsrand, wo heute noch der Straßenname „Ochsenmarktkamp“ an diese Zeit erinnert. Der Auftrieb der Tiere erfolgte auf einer regionalen Strecke: über die „Alte Landstraße“ in Richtung Schenefeld und Albersdorf – eine Verbindung, die den Austausch mit Dithmarschen erleichterte.
Übrigens: Die weitverbreitete Annahme, dass ein „westlicher Ochsenweg“ entlang der Nordseeküste existierte, gilt heute als widerlegt. Weder Furten noch Zollstationen lassen sich in jener Region nachweisen – ganz im Gegensatz zu Itzehoe, wo sich Infrastruktur, Geografie und Marktgeschehen ideal miteinander verbanden.