Schleswig
Stadt der Geschichte und der Gegensätze
Mit rund 25.000 Einwohnern ist Schleswig (dänisch: Slesvig) heute mehr als eine Kleinstadt – einst jedoch zählte sie zu den bedeutendsten politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentren des Landes. Sie war nicht nur Namensgeberin des Herzogtums Schleswig, sondern auch Trägerin einer wechselvollen Geschichte, die im Wikingererbe von Haithabu wurzelt.
Vom Wikingerhafen zur Residenzstadt
Nach der Zerstörung Haithabus im Jahr 1066 verlagerte sich das Siedlungs- und Handelsgeschehen über die Schlei hinweg nach Schleswig. Während Haithabu nicht wieder aufgebaut wurde, entwickelte sich Schleswig rasch zu einem neuen Zentrum – zunächst rein dänisch geprägt, aber bald schon zum Spiegel der deutsch-dänischen Kulturbegegnung, die die Stadt bis heute auf sympathische Weise prägt.
Zentrum von Macht, Kultur und Handel
Die Blüte Schleswigs manifestiert sich in einer Vielzahl bedeutender Bauwerke:
- Schloss Gottorf, einstige herzogliche Residenz, liegt im nordwestlichsten Winkel der Schlei. Es war Sitz des mächtigsten Akteurs im damaligen Landeshandel – dessen wichtigste Einnahmequelle: der Ochsenhandel.
Heute beherbergt das Schloss die Landesmuseen Schleswig-Holsteins mit herausragenden Funden wie den Moorleichen und dem Nydamboot sowie Ausstellungen zur Kunst- und Kulturgeschichte bis in die Gegenwart. - Der imposante Dom St. Petri mit seinem weltberühmten Brüggemann-Altar bildet das Herz der Altstadt. Achtung: Der heute 112 Meter hohe Kirchturm – der dritthöchste Schleswig-Holsteins – wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts ergänzt.
- Die Fischersiedlung Holm direkt an der Schlei, mit ihren alten Häusern und dem zentralen Friedhof, vermittelt ein authentisches Bild früherer Lebensweisen.
- Gleich daneben das St. Johannis-Kloster, dessen Ursprünge bis um 1200 zurückreichen.
- Auch das heutige Schleswiger Rathaus trägt Geschichte in sich: Es integriert Teile des ehemaligen Grauklosters, das im 13. Jahrhundert auf den Fundamenten eines dänischen Königshofes errichtet wurde.
Einblicke in Landesgeschichte: Friedrichsberg und das Archiv
Im südlich gelegenen Ortsteil Friedrichsberg befinden sich weitere geschichtsträchtige Orte:
- Das Stadtmuseum im Günderothschen Hof,
- sowie das Landesarchiv Schleswig-Holstein im Prinzenpalais, wo unter anderem die berühmte Urkunde von 1460 verwahrt wird. In ihr wurde bereits vor über 560 Jahren die Verbindung von Schleswig und Holstein mit dem Satz besiegelt:
„Dat se bliven ewich tosamende ungedelt“ – „dass sie ewig ungeteilt zusammenbleiben“.
Schleswig ist ein Muss für Geschichtsinteressierte, Kulturfreunde und alle, die norddeutsches Flair in einer Stadt zwischen Wikingervergangenheit und barocker Residenzgeschichte erleben möchten. Ein Besuch lohnt sich!