Deutsch und Dänisch in Flensburg
Eine Stadt, die verbindet
Flensburg ist Deutschlands nördlichste Stadt, knapp unter der 100.000-Einwohner-Marke, und seit über 100 Jahren direkte Grenzstadt zum Königreich Dänemark. Dieser besonderen Lage verdankt Flensburg ein unverkennbares dänisches Flair und eine Geschichte, die untrennbar mit dem Nachbarn im Norden verbunden ist.
Schon 1284 verlieh der dänische König Erik V. Klipping der Stadt die Stadtrechte. Der Legende nach soll ein Ritter namens „Fleno“ oder „Flens“ Flensburg gegründet haben – daher der Name. In den Anfangsjahren war Flensburg dänisch geprägt, doch mit der Loslösung des Herzogtums Schleswig vom dänischen Königtum im 13. Jahrhundert siedelten sich zunehmend auch deutschsprachige Bewohner an.
Im Spätmittelalter entwickelte sich Flensburg zu einem wichtigen Handelsplatz, mit einer Flotte, die zwischenzeitlich sogar größer war als die Kopenhagens. Die Stadt florierte durch den Handel mit Skandinavien, Norddeutschland und den dänischen Kolonien. Besonders der Rumhandel mit den Westindischen Inseln prägte das Stadtbild nachhaltig: Zahlreiche Destillerien entstanden, und noch heute trägt Flensburg stolz den Beinamen „Rumstadt“.
Doch die zweisprachige Stadt war auch immer wieder Spielball politischer Spannungen: Im 15. Jahrhundert geriet sie zeitweise unter die Kontrolle der holsteinischen Grafen. Und im 19. Jahrhundert führten nationale Bewegungen zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen deutsch- und dänischgesinnten Einwohnern. Die Schleswig-Holsteinischen Kriege (1848–1851 und 1864) hinterließen auch in Flensburg ihre Spuren. Nach dem Übergang an Preußen wurde die Stadt ab 1871 Teil des Deutschen Reiches. Die heutige deutsch-dänische Grenze entstand 1920 nach einer Volksabstimmung. Flensburg blieb deutsch, wurde aber zur Grenzstadt.
Ein dunkles Kapitel schlug Flensburg 1945 auf: Für wenige Wochen war die Stadt Sitz der letzten NS-Regierung unter Admiral Dönitz, bevor britische Truppen sie auflösten.
Heute präsentiert sich Flensburg als Modell für ein friedliches und lebendiges Miteinander zweier Kulturen. Dank der Minderheitenverträge von 1949 und 1955, geschlossen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Dänemark, sind die Rechte der jeweiligen dänischen und deutschen Minderheiten beidseits der Grenze bis heute verankert. Dänische Schulen, Vereine, Medien, Straßennamen und Ortsbezeichnungen gehören selbstverständlich zum Stadtbild, auf Deutsch und auf Dänisch: Flensburg / Flensborg.
Wer durch Flensburg schlendert, spürt diesen besonderen kulturellen Reichtum auf Schritt und Tritt. Eine Stadt, die nicht nur geografisch, sondern auch zwischenmenschlich verbindet.