Hohenwestedt im Naturpark Aukrug.

Zwei Freundinnen gehen im Naturpark Aukrug spazieren.
©sh-tourismus.de/MOCANOX

Hörgeschichten vom Ochsenweg

Episode 10 Hohenwestedt

Intro: Begleitet das Vater-Tochter-Duo Tjark und Freya auf ihrer Tour entlang des Radfernweges Ochsenweg quer durch Schleswig-Holstein. Die beiden geben euch viele Einblicke zu Land und Leuten, Hintergrundinformationen zur Geschichte und Wissenswertes zu Flora und Fauna. Und ganz nebenbei auch zu ihrer eigenen Familiengeschichte, was nicht immer so ganz einfach ist, denn bei den beiden prallen ihre unterschiedlichen Charaktere aufeinander.

Erzähler: Hohenwestedt im Naturpark Aukrug

Von bronze-farbenen Ochsentränken, der typischen Knicklandschaft und blühenden Auen handelt diese Hörgeschichte vom Ochsenweg. Freya und ihr Vater Tjark radeln durch die reizvolle Geestlandschaft am Rande des 380 Quadratkilometer großen Naturparks Aukrug und sind sich ausnahmsweise mal fast einig – beim Anblick dieser Naturschönheit kann man auch nicht anders. Aber hört selbst, wie sich Schleswig-Holstein in Hohenwestedt von seiner schönsten Seite zeigt.

Freya: „Vadder fahr schneller, da beginnt der Naturpark Aukrug.“

Tjark: „Eile mit Weile, Mien Deern. Hier sollten wir lieber langsamer fahren, stimmts?“

Freya: „Sollst auch mal recht haben. Schau Dir die sanften Hügel und weiten Täler an! Hier gibt’s Wälder voller Quellen und kleiner Bäche. Ich fange an, das Landleben wieder zu schätzen!“

Tjark: „Ich sag ja schon immer, Vogelgezwitscher ist besser als Großstadtlärm. Wir sind hier im Herzen von Schleswig-Holstein.“

Freya: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die Landschaft des Naturparks...“

Tjark: {unterbricht Freya} „Du meinst, der Boden auf dem wir stehen.“

Freya: „…vor 130.000 Jahren in der vorletzten Eiszeit entstanden und damit wesentlich älter ist, als die der anderen Naturparks Schleswig-Holsteins.“

Tjark: „Herrlich, die vielen Auen, hier in der mittelholsteinischen Landschaft. Die sind wohl Namensgeber für den Naturpark Aukrug.“

Freya: „Krug leitet sich in diesem Fall aber nicht von der Gastwirtschaft ab, sondern bedeutet, dass die Bäche hier in ihren natürlichen Windungen verlaufen.“

Tjark: „Schade, ich könnte jetzt gut ein Bier vertragen. Aber Danke trotzdem für die Erklärung, Frau Professorin.“

Freya: „Da nich für. Da vorne ist ein bronze-farbenes Rind, was ist das denn? Das muss ich mir genauer anschauen“

Tjark: „Das ist die Ochsentränke. {beeindruckt} Landgemacht aus Bronze und Granit. Sie soll an die großen Ochsendriften erinnern.“

Freya: „Wirklich schön. Weiter geht's.“

Tjark: „Du hast es heute aber eilig.“

Freya: „Die Kunst ist lang und kurz ist unser Leben.“

Tjark: „Bist du jetzt Goethe oder was? Nu halt mal inne, Kind. Bei euch jungen Leuten muss immer alles so schnell gehen. Ich erzähl Dir jetzt mal was über die Felderwirtschaft hier. Die Knicklandschaft. Die wächst auch nicht von heute auf morgen.“

Freya: „Ich bin ganz Ohr.“

Tjark: „Siehst Du die Hecken, die dort die Felder durchziehen?“

Freya: „Klar und deutlich.“

Tjark: „Diese Wallhecken nennt man Knick. Ein typischer Knick besteht aus einem circa ein Meter hohen Erdwall, bepflanzt mit Sträuchern und Gehölz."

Freya: „Ich habe an der Uni gelernt, dass die ökologische Bedeutung der Knicks als Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen von unschätzbarem Wert ist.“

Tjark: „Jo. Knicks wurden auf der Geest und im östlichen Hügelland schon vor 200 Jahren zur Abgrenzung der Flurstücke angelegt. Obwohl sie so schmal erscheinen, nehmen sie etwa 1 Prozent der Landesfläche ein.“

Freya: „Man schätzt, dass bis zu 7.000 Tierarten davon profitieren. Auf nur einem Kilometer einer Wallhecke leben über 1.500 Arten. Die Hecken fungieren als Windbremse, Brutplatz für Vögel und als Nahrungsquelle.“

Tjark: {Zustimmendes Brummen}

Freya: „Und in intensiv landwirtschaftlich genutzten Gegenden sind sie oft die letzten Rückzugsräume für heimische Tierarten. Wie Korridore verbinden sie verschiedene, verstreut gelegene Lebensräume. Das finde ich einfach großartig.“ {Freya gerührt}

Tjark: {pragmatisch} „Die müssen alle 10 Jahre auf den Stock gesetzt, also zurückgeschnitten werden. Danach wachsen sie wieder dichter. {kurze Pause, dann auch gerührt} Die Knicks finde ich auch großartig. Altes Bauernwissen halt…“

Freya: „So sollte es ein, Altes Bauernwissen geht mit modernem Umweltschutz Hand in Hand.“

Tjark: „Na dann reich mir die Hand.“

Freya: „Dafür musst Du mich erstmal einholen.“

Erzähler: Wer hätte gedacht, dass die beiden sich mal so einige sind. Der Ochsenweg verbindet also auch heute noch Menschen.

Outro: Ihr wollt noch mehr zum Ochsenweg wissen? Unter www.ochsenweg.de findet ihr alles Wissenswerte und Planungstools für eure persönliche Tour entlang des Weges. Es gibt dort Tipps für Unterkünfte, Sehenswertes, Einkehr- und Rastmöglichkeiten und noch sehr viel mehr!