Hörgeschichten vom Ochsenweg
Episode 19 Holmer Sandberge / Heist
Intro: Begleitet das Vater-Tochter-Duo Tjark und Freya auf ihrer Tour entlang des Radfernweges Ochsenweg quer durch Schleswig-Holstein. Die beiden geben euch viele Einblicke zu Land und Leuten, Hintergrundinformationen zur Geschichte und Wissenswertes zu Flora und Fauna. Und ganz nebenbei auch zu ihrer eigenen Familiengeschichte, was nicht immer so ganz einfach ist, denn bei den beiden prallen ihre unterschiedlichen Charaktere aufeinander.
Erzähler: Fruchtbare Böden in den Elbmarschen
Warum sich Ochsen und Zugvögel in den Elbmarschen gleichermaßen wohlfühlen, wo man das wohl größte Binnendünen-Gebiet Schleswig-Holsteins findet und warum mehr als die Hälfte der schleswig-holsteinischen Anbauflächen für Baumobst hier im Kreis Pinneberg liegt, erfahrt in dieser Hörgeschichte vom Ochsenweg. Freya und Tjark verbringen eine schöne Tour bei erfreulich schönem Wetter.
Freya: „Moin Vadder, sieh Dir die vielen Zugvögel an.
Tjark: „Moin, Lütte. Hier herrscht ja reger Flugverkehr.“
Freya: „Die Gegend ist ein wichtiges Vogelschutzgebiet. Die Wedeler und Haseldorfer Marsch liegen im Knotenpunkt des Vogelzugs zwischen Sibirien und Atlantik. Die Wattflächen und Marschwiesen sind Lebensraum und Rastgebiet für über 200 Vogelarten.“
Tjark: „Zehntausende von Weißwangengänse verbringen den Winter hier.“ {stolz}
Freya: „Das muss ein Naturschauspiel sein.“
Tjark {zustimmendes Brummen}: „Mhm. Schau, Steuerbord die Holmer Sandberge. Sie sind eines der größten Binnendünengebiete Norddeutschlands. Bis vor 100 Jahren prägten offene Sandflächen und Heiden das Landschaftsbild, dann begann die Aufforstung mit Kiefern.“ {leicht säuerlich, weil ja früher alles besser war}
Freya {zuversichtlich}: „Die gute Nachricht: Ab 2005 wurden mehr als 15 Hektar Dünenfläche wieder freigelegt. Bei der GPS-gestützten EndeckerRoute kann man auf einer 4 km langen Tour Wissenswertes zu Flora, Fauna und Historie der Holmer Sandberge lernen. Hast Du Lust?“
Tjark: „Klingt gut …. Aber sag mal, Mien Deern, Du hast hoffentlich Hunger mitgebracht.“
Freya: „Immer Vadder, aber warum gerade heute?“
Tjark: „Weil man die Elbmarschen dazu genutzt hat, um die auf den Frühjahrsmärkten verkauften Magerochsen bis zum Herbst "fettzuweiden".“
Freya {unterbricht ihn}: “Wie bitte?“ {empört}
Tjark: „Lass mich aussprechen. Wo sich früher die Ochsen an den reichhaltigen Marschen satt fressen konnten, befinden sich heute mehr als die Hälfte der schleswig-holsteinischen Obstanbaubetriebe. Im Kreis Pinneberg, vorwiegend in der Haseldorfer Marsch. Weil hier der Boden so gut ist“ {zufrieden über die glückliche Wendung}
Freya: „Ok. Ich liebe heimisches Obst, das klingt gut.“
Tjark: „Wie Du sicher weißt, bezeichnet man als Elbmarschen das Marschland an der Unterelbe und zum Teil auch an der Mittelelbe. Die Wedeler und die Hetlinger Marsch waren bis zur Fertigstellung des Landesschutzdeiches in den 70ern direkt dem Tideeinfluss mit starken Wasserstandsschwankungen der Elbe ausgesetzt. Bei Sturmflut war hier Land unter“
Freya: „Krass. Das haben wir auch an der Uni gelernt. Die Marschen entstanden erst, als mit der Klimaerwärmung vor 4.000 Jahren der Meeresspiegel anstieg und die Nordsee das Urstromtal der Elbe flutete.“
Tjark: „Mit dem Wechsel von Ebbe und Flut lagerte sich Schlick ab. Aus diesen Ablagerungen entwickelten sich die schweren, fruchtbaren Böden der Marsch.“
Freya: „Und deswegen kann man hier so gut Obst anbauen.“
Tjark: „Jo. In Schleswig-Holstein werden auf etwa 500 Hektar Fläche Äpfel angebaut.“
Freya: „Ich habe mich da mal informiert. Die meisten Betriebe hier haben ihre wirtschaftliche Stärke durch Direktvermarktung erreicht.“
Tjark: „Dein neues Lieblingswort.“
Freya: „65 Prozent des Obstes werden direkt vermarket. Ein Viertel ab Hof, 20 Prozent durch Selbstpflücker, 15 Prozent auf dem Wochenmarkt und fünf Prozent durch direkte Anlieferung. Das Prinzip Direktvermarktung wäre doch was für uns.“
Tjark: „Das mit dem selbst pflücken bei den Rindern wird aber schwierig.“
Freya: „Vadder, bleib Ernst.“
Tjark {nachdenklich}: „HMM. Hast schon irgendwo Recht. Ich finde, wir könnten das bei uns noch deutlich ausbauen.“
Freya: „Genau. Ich sehe schon, Du hast gut zugehört.“
Tjark: „Naja, Dein steter Tropfen höhlt den Stein.“
Erzähler: Oha! Tjark klingt ja regelrecht enthusiastisch!
Outro: Ihr wollt noch mehr zum Ochsenweg wissen? Unter www.ochsenweg.de findet ihr alles Wissenswerte und Planungstools für eure persönliche Tour entlang des Weges. Es gibt dort Tipps für Unterkünfte, Sehenswertes, Einkehr- und Rastmöglichkeiten und noch sehr viel mehr!