Schleswig-Holsteinische Geschichte und glückliche Rinder.

Eine kleine Gruppe mit drei jungen Erwachsenen wartet am Ufer der Krückau auf die Fähre Kronsnest. Kreis Steinburg, Kreis Pinneberg
©Holstein Tourismus / photocompany

Hörgeschichten vom Ochsenweg

Episode 13 Elmshorn

Intro: Begleitet das Vater-Tochter-Duo Tjark und Freya auf ihrer Tour entlang des Radfernweges Ochsenweg quer durch Schleswig-Holstein. Die beiden geben euch viele Einblicke zu Land und Leuten, Hintergrundinformationen zur Geschichte und Wissenswertes zu Flora und Fauna. Und ganz nebenbei auch zu ihrer eigenen Familiengeschichte, was nicht immer so ganz einfach ist, denn bei den beiden prallen ihre unterschiedlichen Charaktere aufeinander.

Erzähler: Schleswig-Holsteinische Geschichte und glückliche Rinder

Wo man in Schleswig-Holstein 6.000 Meter tiefe Gesteinsschichten bewundern kann, welche Rolle die Stadt Elmshorn im Streben nach der Einheit von Schleswig und Holstein als Bundesland gespielt hat und warum Freya in der Robustrinderhaltung die Zukunft des Hofes sieht, erfahrt ihr in dieser Folge der Hörgeschichten von Freya und Tjark. Auch diesmal getreu dem Motto: Ochsenweg gestern, heute, morgen.

Tjark: „Moin Lütte. Auf los, gehts los.“

Freya: „Vadder, bist Dus? So gute Laune heute? Was ist denn mit dir los?

Tjark: „Mien Deern, sei doch nicht so misstrauisch. Ich muss zugeben, diese Fahrradtour war gar keine so schlechte Idee. Ich fühle mich fit, bin nicht so schnell außer Atem. Keine Rückenschmerzen mehr und mal was anderes als nur den Stall von früh bis spät zu sehen ist auch nicht so übel.“

Freya: „Siehste. Ich habe meistens Recht.“

Tjark: „Das hast Du von Deinem Vadder.“

Freya: „Nee, das habe ich von Muddern.“

Tjark: „Touché.“

Tjark: „Heute gehts um Familiengeschichte, aber nicht um unsere, sondern um die des Landes. Am 27. September 1863 trafen 20.000 Menschen aus Schleswig-Holstein zur Landesversammlung in Elmshorn ein und sie forderte nichts Geringeres als die Unabhängigkeit von Dänemark. Friedrich VIII aus dem Hause Oldenburg wird als schleswig-holsteinischer Herrscher zum Herzog ausgerufen.“

Anmerkung des Erzählers: Auch wenn Tjark ein echter Experte für die Geschichte des Landes ist, hat er sich hier um drei Monate vertan. Die Landesversammlung fand natürlich am 27. Dezember 1863 statt. Das ist euch aber sicher schon aufgefallen …

Freya: „Revolution?“

Tjark: „Das ist sicherlich übertrieben, aber es war der Auftakt zum Deutsch-Dänischen Krieg von 1864. Denn nach dem Wiener Kongress 1815, aber mehr noch durch den dänischen Sieg in der Schlacht von Idstedt 1850, waren die beiden Herzogtümer faktisch dänisch. Und es gab Bemühungen, sie in den „dänischen Gesamtstaat“ zu übernehmen. Nur wenige Wochen nach den Elmshorner Ereignissen kam es zum Krieg. Durch die dänische Niederlage wurden Schleswig und Holstein zunächst preußisch und dann 1871 Provinz des neugegründeten Deutschen Kaiserreichs.“

Freya: „Da war es hier bestimmt nicht so angenehm. Heute ist Elmshorn eine Stadt, in der es viel zu erleben gibt. Wusstest du, dass mein Lieblingsfrühstück von hier kommt?“

Tjark: „Haferflocken, meinst du?“

Freya: „Ja, genau. Die berühmten Kölln-Flocken kommen von hier.“

Tjark: „Aber die Stadt kann noch mehr als Deine Haferflocken. Elmshorn blickt auf eine fast 900-jährige Geschichte zurück. Was meinste wenn Steine reden könnten… die hätten was zu erzählen.“

Freya: „Mensch Vadder, mir gefällt das, wie Du heute drauf bist. Ich habe den Eindruck, Dir hat die Pause vom Stall gutgetan. Ich freu mich darauf, den Hof nach dem Studium zu übernehmen, dann sehen wir uns ein bisschen öfter.“

Tjark: „Ich freu mich da auch drauf.“

Freya: „Und damit Du siehst, wie ich mir das vorstelle, schauen wir uns die Robustrinderhaltung im Liether Moor an. Das ist eine ehemalige Abbaugrube von Düngekalk und heute ein Naturschutzgebiet. Es beheimatet seltene Tiere und Pflanzen und einmalige geowissenschaftliche Kostbarkeiten.“

Tjark {amüsiert}: „Kostbarkeiten, so so.“

Freya: „Ja wirklich, hier sind die ältesten geologischen Gesteinsschichten des Norddeutschen Tieflandes sichtbar gemacht worden. Die liegen sonst in 7 Kilometer Tiefe.“

Tjark:  „Studierst Du nebenher heimlich Geologie? Das sähe Dir ähnlich bei Deinem Ehrgeiz.“

Freya: „Lenk nicht ab. Also die Rinder im Liether Moor betreiben ganz nebenbei aktiven Naturschutz. Sie leben das ganze Jahr draußen.“

Tjark: „Die armen Viecher.“

Freya: „Das mögen die am allerliebsten! Hör mal zu! Die  bleiben 24/7 draußen und bekommen nur im Winter Heu zugefüttert. Von der Beweidung profitiert die Landschaft, in diesem Fall das Liether Moor. Die Rinder sorgen für „bunte Wiesen“ und die wiederrum bieten Lebensraum für verschiedenste Tiere und Pflanzen und tragen dadurch zur wichtigen Biodiversität bei.“ {begeistert}

Tjark: „Und sowas möchtest Du auch bei uns?

Freya: „Jo“

Tjark: „Das ist aber ein ganzes Stück Arbeit.“

Freya: „Jo.“

Tjark: „Ich denk das mal durch…“

Freya: „Das ist doch mal ein Anfang.“

Erzähler: Klingt ganz so, als ob Tjark Feuer gefangen hat mit Freyas Idee!

Outro: Ihr wollt noch mehr zum Ochsenweg wissen? Unter www.ochsenweg.de findet ihr alles Wissenswerte und Planungstools für eure persönliche Tour entlang des Weges. Es gibt dort Tipps für Unterkünfte, Sehenswertes, Einkehr- und Rastmöglichkeiten und noch sehr viel mehr!