Hörgeschichten vom Ochsenweg
Episode 18 Uetersen
Intro: Begleitet das Vater-Tochter-Duo Tjark und Freya auf ihrer Tour entlang des Radfernweges Ochsenweg quer durch Schleswig-Holstein. Die beiden geben euch viele Einblicke zu Land und Leuten, Hintergrundinformationen zur Geschichte und Wissenswertes zu Flora und Fauna. Und ganz nebenbei auch zu ihrer eigenen Familiengeschichte, was nicht immer so ganz einfach ist, denn bei den beiden prallen ihre unterschiedlichen Charaktere aufeinander.
Erzähler: Blütenträume in Uetersen
Diese Ochsenweg-Etappe bringt Freya und Tjark nach Uetersen an den nördlichen Rand der Metropole Hamburg. Das pittoreske norddeutsche Städtchen ist rund um den Globus bekannt für seine Rosen, die in allen erdenklichen Farben, Formen und Duftnuancen direkt vor Ort gezüchtet werden, um anschließend in die weite Welt exportiert zu werden. Im Rosarium Uetersen, Deutschlands größter Rosenzucht, erwartet euch ein Fest für die Sinne.
Freya: „Moin Vadder.“
Tjark: „Moin Lütte.“
Freya: „Da vorne beginnt schon Uetersen. Weißt Du, was der Name bedeutet?“
Tjark: „Das stammt von dem Wort 'ueterst end' ab, was so viel bedeutet, wie am äußersten Ende. Weil der Ort am Ende der Geest liegt, direkt am Übergang zur Haseldorfer Marsch. Das kleine Uetersen ist aber bekannt wie ein bunter Hund.“
Freya: „Der Nähe zum Hamburger Hafen sei Dank. Der ermöglichte weltweite Handelsbeziehungen, oder?“
Tjark: „Jo, weltweit vernetzt. Und früher heiß umkämpft. Uetersen lag an der historischen Heerstraße des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis 1643."
Anmerkung des Erzählers: Na, das sind aber keine dreißig Jahre, lieber Tjark! Natürlich ging der Dreißigjährige Krieg, wie der Name schon verrät, dreißig Jahre lang, nämlich von 1618 bis 1648. Bei so einer langen Radtour mit so vielen interessanten Informationen stellen wir aber besser keine hohen Ansprüche an mathematische Korrektheit. Das macht er schon super!
Tjark: „Und nicht einmal ein Jahrzehnt später des zweiten Nordischen Krieges, in dem Dänemark gegen Schweden um die Vorherrschaft im Ostseeraum gekämpft hat. Auch die Herzogtümer Schleswig und Holstein und besonders Uetersen hat es getroffen. Beim Rückzug einer schwedischen Heereseinheit wurde hier alles komplett niedergebrannt.“
Freya: „Wie gut, dass hier in Uetersen alles wieder friedlich ist. Heute ist die Stadt vor allem für das Rosarium bekannt. Wo früher Waffen gekreuzt wurden, blühen jetzt Tausende Rosen, das nenn ich mal glückliche Wendung.“
Tjark: „Jo. Deine Mudder liebt Rosen. Wir schicken ihr welche nach Hause, sie muss ja grad auf dem Hof alles allein managen...“
Freya: „Hervorragende Idee, Vadder. Warte. Riechst Du das?“
Tjark: „Jo!“
Freya: „Wie die duften! In Uetersen werden mehr als 900 verschiedene Rosensorten gezüchtet, habe ich gehört. In allen nur denkbaren farblichen Abstufungen und Duftnuancen. Dort gleich in dem Park neben dem Rathaus, lass uns da anhalten.“
Tjark: „Mudders Lieblingsrosen heißen übrigens 'Freya'.“
Freya: „Oh wow! Das wusste ich gar nicht“
Tjark: „Dann erzähl ich Dir noch was, was Du vielleicht nicht wusstest. Uetersen besitzt die größte Rosenzucht der ganzen Bundesrepublik. Das bedeutet im Klartext, dass jährlich 20 Millionen Rosenpflanzen gezogen und in die entferntesten Winkel der Welt exportiert werden.“
Freya: „20 Millionen?!“
Tjark: „Unvorstellbar viele.“
Freya: „Schau, was im Rosarium alles wächst: Parkrosen, Beetrosen, Kletterrosen, Hochstammrosen, Bodendeckerrosen und Buschrosen. Es ist wunderschön hier. Wie sich die Parkanlage im Wasser spiegelt.“ {schwärmt}
Tjark: „Wenn Du Blumen magst, könnte Dir das jährliche Rosenfest gefallen. Da war ich letztes Jahr mit Muddern, als Geschenk zu ihrem Geburtstag.“
Freya: „In Uetersen kann man auch rund um die Uhr heiraten.“
Tjark: „Na dann mal los, Freya.“
Freya: „Nee Danke, das hat keine Eile. Lass uns doch lieber beim Museum ‘Langes Tannen’ vorbeischauen.“
Tjark: „Kenn ich. Das Anwesen war ewig in Besitz der Familie Lange.“
Freya: „Ich habe gelesen, dass es eingebettet ist in eine 26 Hektar große Parkanlage mit Teichen, Wiesen und Wäldern voller Tannen.“
Tjark: „Deswegen auch der Name: `Langes Tannen`.“
Freya: „Als Werner Lange seinen Besitz stiftete, wollte er es für die Nachwelt erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – die historisch gewachsenen Gebäude als Museum, die Natur als Erholungsgebiet. Coole Sache, finde ich“
Tjark: „Na denn Leinen los.“
Freya: „Langsam Vadder, warte! Du bist ziemlich flott unterwegs neuerdings.“
Tjark: „Jo, mien Deern. Ich sag Dir, ich werde noch zur Sportskanone dank dieser Ochsen-{räuspert sich} Tour. Ich glaub, das mache ich zuhause auch mal. Mehr Fahrradfahren, wenn Zeit bleibt.“
Freya: „Klasse. Wird auch Zeit, dass Du Dich mal um Deine Gesundheit kümmerst und nicht nur um die Kühe.“
Tjark: „Naja so ein Hof wie unserer, ist nicht ganz ohne… aber das kriegst Du schon hin!“
Freya: „Zusammen geht das…“.
Tjark: „Das gilt als Versprechen! Und nun los.“
Erzähler: So ganz loslassen kann Tjark wohl nicht. Aber gut so!
Outro: Ihr wollt noch mehr zum Ochsenweg wissen? Unter www.ochsenweg.de findet ihr alles Wissenswerte und Planungstools für eure persönliche Tour entlang des Weges. Es gibt dort Tipps für Unterkünfte, Sehenswertes, Einkehr- und Rastmöglichkeiten und noch sehr viel mehr!