Hörgeschichten vom Ochsenweg
Episode 15 Padenstedt
Intro: Begleitet das Vater-Tochter-Duo Tjark und Freya auf ihrer Tour entlang des Radfernweges Ochsenweg quer durch Schleswig-Holstein. Die beiden geben euch viele Einblicke zu Land und Leuten, Hintergrundinformationen zur Geschichte und Wissenswertes zu Flora und Fauna. Und ganz nebenbei auch zu ihrer eigenen Familiengeschichte, was nicht immer so ganz einfach ist, denn bei den beiden prallen ihre unterschiedlichen Charaktere aufeinander.
Erzähler: Vierbeinige Weggefährten in Padenstedt
Der Ochsenweg rund um Padenstedt entführt euch in ein Land vor unserer Zeit. Hier trefft ihr auf einst ausgestorbene Auerochsen und auf die älteste deutschen Warmblutpferderassen. Welchen Herausforderungen sich die Landwirtschaft in Zukunft stellen muss, um im Einklang mit der Natur zu bleiben, diskutieren Freya und Tjark in dieser Hörgeschichte vom Ochsenweg.
Tjark: „Moin Lütte schau, was da kommt!“
Freya: „OHHHH. Sind die nicht süß, so zottelig?!“
Tjark: „Das sind doch die, die Du so magst. Galloways.“
Freya: „Ja Ur-Rinder. Auerochsen, die eigentlich ausgestorben waren, die man durch Rückzüchtung quasi wiederbelebt hat.“
Anmerkung des Erzählers: Naja, Galloways sind nicht gleich Auerochsen. Aber süß und zottelig sind sie auf jeden Fall.
Tjark: „Meine Angler-Rinder gefallen mir trotzdem noch besser.“
Freya: „Mir gefällt vor allem, dass sie ganzjährig draußen stehen. So wie sich die Natur das gedacht hat.“
Tjark: „Die sieht man jetzt immer öfter.“
Freya: „Ich denke, dass ist eine Art Rückbesinnung. Weg von den Spitzenleistungen im Ackerbau und in der Tierhaltung. Jetzt versucht man Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen.“
Tjark: „Das hört sich so einfach an. Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen…“
Freya: „… wie Extremwetterlagen durch die Klimaerwärmung.“
Tjark: „Dabei sind die Voraussetzungen in Schleswig-Holstein ideal: guter Boden, viel Wasser und zwei Meere. Unsere Heimat wurde geprägt von der Landwirtschaft: Sie gestaltet die ländlichen Räume.“
Freya: „...und ist ein wesentliches Element für die Zukunftsfähigkeit unserer Heimat. Die Landwirtschaft wird immer vielfältiger - im Tourismus, in der Energiewirtschaft, in der Landschaftspflege oder bei der Direktvermarktung.“
Tjark: „Na zum Glück habe ich dafür Dich an meiner Seite. Nu komm ma in die Puschen!“
Freya: „Vadder, schau was da vorne kommt.“
Tjark: „Holsteiner!“
Freya: „Sind die nicht wunderschön!“
Tjark: „Jo, eine von Deutschlands ältesten Pferderassen. Die gibts seit fast 800 Jahren.“
Freya: „Hatte da nicht irgendein Graf damals seine Finger im Spiel?“
Tjark: „Jo. Gerhard I., Graf von Holstein – Itzehoe aus dem Hause Schauenburg, verlieh dem Kloster Uetersen das Recht, seine Pferde in der Pinneberger Wildbrache zu weiden. Seitdem wurde die Rasse in bäuerlicher Zucht betrieben.“
Freya: „Man sagt, ihr Ursprung liegt in den Flussmarschen der Elbe und an der Westküste Schleswig-Holsteins. Wie beim Schimmelreiter von Theodor Storm.“ {verträumt}
Anmerkung des Erzählers: Der Schimmelreiter ist wirklich ein tolles Buch, aber der Vergleich hinkt etwas. Die Geschichte von Theodor Storm spielt in Nordfriesland, also an der Schleswiger Westküste. Dort ist eher das Schleswiger Kaltblut typisch, das dem Holsteiner allerdings sehr ähnlich ist.
Tjark {zustimmendes Brummen}: „Mhm. Tolle Tiere, Trittsicher und ausdauernd. Agil aber nervenstark. Die damaligen Holsteiner waren meist Braune ¬– also braunes Fell und schwarze Mähne und Schimmel.“
Freya: Siehste. Ich sag Schimmelreiter. Die Holsteiner waren als Luxuskutschenpferde begehrt, wegen ihrer imponierenden Ausstrahlung und ihrer charakteristischen hohen Gänge.“ {schwärmt}
Tjark: „Auch in der Landwirtschaft war die Leistungsbereitschaft und Härte der Holsteiner gefragt, vor allem bei den schwierigen Bodenverhältnissen der Marschen. Schlussendlich wurden diese edlen Tiere leider durch Maschinen ersetzt.“ {traurig, weil früher alles besser war}
Freya: {zuversichtlich, hoffnungsvoll} „Und so begann ihr Aufstieg als Reitpferde. Sie wurden zunehmend mit verschiedenen Vollblut-Rassen veredelt. Dadurch wurde aus dem einst schweren Pferdetyp ein kompakter Athlet. Also so einen will ich auch mal haben.“
Tjark: „Ich weiß, mien Deern, so einen wolltest du als Kind schon immer.“
Freya {träumerisch}: „Wenn ich mal Chefin bin auf dem Hof…“
Tjark: „…steht dem ja nix mehr im Wege…“
Erzähler: Da wird sich Freya dann wohl ihren großen Traum erfüllen können!
Outro: Ihr wollt noch mehr zum Ochsenweg wissen? Unter www.ochsenweg.de findet ihr alles Wissenswerte und Planungstools für eure persönliche Tour entlang des Weges. Es gibt dort Tipps für Unterkünfte, Sehenswertes, Einkehr- und Rastmöglichkeiten und noch sehr viel mehr!