Unterwegs in Flensburg.

Drohnenansicht auf Flensburg und die St. Nikolaikirche
©flensburger-foerde.de

Hörgeschichten vom Ochsenweg

Episode 03 Flensburg

Intro: Begleitet das Vater-Tochter-Duo Tjark und Freya auf ihrer Tour entlang des Radfernweges Ochsenweg quer durch Schleswig-Holstein. Die beiden geben euch viele Einblicke zu Land und Leuten, Hintergrundinformationen zur Geschichte und Wissenswertes zu Flora und Fauna. Und ganz nebenbei auch zu ihrer eigenen Familiengeschichte, was nicht immer so ganz einfach ist, denn bei den beiden prallen ihre unterschiedlichen Charaktere aufeinander.

Erzähler: Freya und Tjark unterwegs in Flensburg.

Warum über den Ochsenweg nicht nur Waren von Flensburg nach Süden transportiert wurden, sondern auch Ideen und Kultur, wo man den Küstenfischern von gestern über die Schulter schauen kann und warum die Rote Straße gar nicht rot ist, erfahrt ihr in dieser Episode des Ochsenweg-Schnacks von Freya und Tjark. 
Das Vater-Tochter Duo ist heute in Flensburg unterwegs.

Tjark: „Ahoi, Lütte.“

Freya: „Ahoi, Vadder! Ganz schön stürmisch heute.“

Tjark: „Dat büschn Wind! Sturm ist erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben...“

Freya: „Heute stehen Wind und Wellen, Hafen und Handel, Schiffe und Fischbrötchen auf dem Programm.

Tjark: „Da passt die steife Brise doch perfekt.“ {ironisch}

Freya: „Zieh Dich warm an Flensburg! Wir kommen.“ {freudig}

Tjark: „Lütte, das stimmt nicht. Wir haben hier im Norden mehr Sonne als die Bayern und weniger Regen als der Süden. Das schlechte norddeutsche Wetter ist Seemannsgarn. Da sind wir schon beim Thema: Ich kenne Flensburg ein kleines bisschen und zeige es dir heute!“

Freya: „Da bin ich ja mal sprachlos. So viel Enthusiasmus von Dir?“

Tjark: „Muss auch mal sein. Fahr mir nach und sperr die Lauscher auf! Zu Beginn des 12. Jahrhunderts gründete der dänische König unweit des Ochsenweges am Innenwinkel einer Förde die Stadt, die damals wohl schon den Namen Flensburg trug. Im 16. Jahrhundert war dann das stark dänisch geprägte Flensburg die wichtigste Handelsstadt Schleswig-Holsteins. Mit über 200 Schiffen war seine Handelsflotte größer als die von Kopenhagen. Im Hafen war ein Kommen und Gehen von Schiffen aus aller Welt. “

Freya: Über den nahen Heerweg beziehungsweise Ochsenweg wurden doch schon seit der Bronzezeit, also vor über 3.000 Jahren, nicht nur Waren, sondern auch Ideen und Kulturgüter zwischen Nord- und Mitteleuropa ausgetauscht, oder? Das ist echt beeindruckend.“

Tjark: „Da haste ja zur Abwechslung mal zugehört, Lütte. Wohl doch mein Auffassungsvermögen geerbt, hmm…  Wer hätte es gedacht.“

Freya: „Immerhin bin ich die einzige in der Familie, die sich traut, in Deine Fußstapfen in der Landwirtschaft zu treten.“

Tjark: „Ich weiß. {Tjark zufrieden}  Schau. Da vorn, backbord, da ist die Rote Straße.“

Freya: „Die ist kein bisschen rot?“ {Freya hämisch}

Tjark: {lacht}: „Sehr scharfsinnig, Lütte!      Sie war mit ihren typischen Kaufmannshöfen ein Treffpunkt für Handel und Klönschnack. Der Name kommt daher, weil sie zum südlichen Stadttor, dem "Roten Tor", führt. Das hat nix mit der Farbe zu tun, sondern mit dem angrenzenden Stadtteil „Rude“.

Freya: „Darauf ein Fischbrötchen – am Hafen. Und dann ins Schifffahrtsmuseum. Und Seeluft schnuppern will ich auch.“

Tjark: „Bei historischen Schiffen bin ich ganz bei Dir. Ich sag ja, früher war fast alles besser. Aber das glaubst Du mir ja nie.“

Freya: „Fast alles bestimmt nicht, aber es gibt sicher noch eine Menge, was ich von dir lernen kann.“

Tjark: „Das hör ich gerne. Aber zurück zum Museum: Da gibts eine Menge historischer Schiffsmodelle zu sehen. Viel alter Kram über die Seefahrttraditionen Flensburgs. Und man lernt Geschichten kennen, wie die Küstenfischer früher an den Fisch kamen.“

Freya: „Das war sicherlich Knochen-Arbeit! Lass uns unterwegs einen Abstecher zur Heiliggeist Kirche machen. Die stammt aus dem 14. Jahrhundert. Spätmittelalterliche Fresken, ein Barockaltar und Votivschiffe...“

Tjark: „Und ist heute noch das Gotteshaus der dänischen Gemeinde in Flensburg. Die Lieblingskirche Deiner Mudder.“

Freya: „Entpuppst Dich nun doch noch als Stadt-Fan?! Diese Seite kenne ich ja gar nicht an Dir.“

Tjark: „Ha, in meinen jungen Jahren, Lütte, da hats mich auch hierher in die große Stadt gezogen. Am Neptunsbrunnen auf dem Nordermarkt habe ich mich oft mit Deiner Mutter getroffen. 
Du und ich - Wir haben mehr gemeinsam, als Du denkst.“

Freya: „Das sag ich doch auch immer!“

Tjark: „Bevor ich den Hof vom Großvater übernommen habe, wollte ich auch viel verändern.“ {Tjark lacht bitter}

Freya: „Und was ist dann passiert?“

Tjark: „Die Realität, mien Deern. Damals war es noch schwieriger, die Alten von was Neuem zu überzeugen.“

Freya: „Und warum machst Du es mir dann so schwer, wenn ich bei uns auf dem Hof etwas ändern möchte?“

Tjark: „Weiß ich auch nicht. Vielleicht ist es Zeit, das zu überdenken.“

Freya: „Juhu. Das beschnacken wir unterwegs. Ich freu mich drauf, Vadder.“

Tjark: „Juhu“ {wenig enthusiastisch}

Erzähler: Ob Tjark seine Meinung ändern wird? Das hört ihr in den anderenn Folgen.

Outro: Ihr wollt noch mehr zum Ochsenweg wissen? Unter www.ochsenweg.de findet ihr alles Wissenswerte und Planungstools für eure persönliche Tour entlang des Weges. Es gibt dort Tipps für Unterkünfte, Sehenswertes, Einkehr- und Rastmöglichkeiten und noch sehr viel mehr!