Hörgeschichten vom Ochsenweg
Episode 16 Bad Bramstedt
Intro: Begleitet das Vater-Tochter-Duo Tjark und Freya auf ihrer Tour entlang des Radfernweges Ochsenweg quer durch Schleswig-Holstein. Die beiden geben euch viele Einblicke zu Land und Leuten, Hintergrundinformationen zur Geschichte und Wissenswertes zu Flora und Fauna. Und ganz nebenbei auch zu ihrer eigenen Familiengeschichte, was nicht immer so ganz einfach ist, denn bei den beiden prallen ihre unterschiedlichen Charaktere aufeinander.
Erzähler: Rund um Bad Bramstedt
Im Herzen des Holsteiner Auenlandes kreuzt die Ostroute des Ochsenweges den Kurort Bad Bramstedt. Die historische Rolle Bramstedts im regen Handel zwischen Hamburg Wedel, Flensburg und Viborg in Mitteljütland sieht man heute noch an der Rolandsfigur, die den fairen Handel der Ochsenmärkte überwachen sollte. Erkundet zusammen mit dem mittlerweile eingespielten Team Freya und Tjark die natürliche Auenlandschaft rund um Bad Bramstedt.
Tjark: „Moin, Freya. Heute zeige ich Dir das Auenland.“
Freya: „Moin. Gibts da auch Hobbits?“
Tjark: „Nein, doch nicht das Auenland. Das Holsteiner Auenland.“
Freya: „Ich will dich doch nur ärgern, Vadder. Was wir heute wohl in Bad Bramstedt entdecken werden?“
Tjark: „Fünf Auen fließen durch das Stadtgebiet von Bad Bramstedt. Das ist nordisch schön hier. Wirst sehen.”
Freya: „Ich erinnere mich, Du warst früher öfter zum Wandern hier mit Muddern. Sie schwärmte doch immer von der Maria-Magdalenen-Kirche mit den Brüstungsmalereien und der bronzenen Tauffünte aus dem 13. Jahrhundert.“
Tjark: „Jo. Bad Bramstedt und das Holsteiner Auenland sind hyggelig, wie deine Mutter sagen würde. Kennst Du die Geschichte von Wiebeke Kruse und ihrem Schloss hier in Bad Bramstedt?“
Freya: „Die habe ich nicht auf dem Schirm.“
Tjark: „Das Bramstedter Schloss wurde Anfang des 17. Jahrhunderts an den dänischen König Christian IV. verkauft. Und der hat es seiner Geliebten Wiebeke Kruse als Altersvorsorge geschenkt. Sie war eine einfache Bauerntochter aus der Gegend hier“
Freya: „Nicht schlecht. So ein Schloss würde ich auch nehmen.“
Tjark: „Jo das kann ich mir vorstellen. Mitte des 18. Jahrhunderts musste es abgerissen werden. Das Gebäude, was Du vor Dir siehst, war nur das Torhaus des damaligen Schlosses.“
Freya: „Wow. Ich habe gelesen, dass es regelmäßig Führungen gibt, die hier am Roland starten.“
Tjark {zustimmendes Brummen}: „Mhm. Bramstede, wie es früher hieß, galt ebenfalls als wichtiger Markt für…“
Freya {unterbricht ihn}: „Lass mich raten: Ochsen.“
Tjark {lachend}: „Jo. Der Frühjahrsochsenmarkt fand genau hier statt, wo wir jetzt stehen, unter der Rolandstatue. Der war landauf, landab bekannt. Die Statue auf dem alten Marktplatz zeugt noch von der historischen Rolle Bad Bramstedts im regen Handel zwischen Hamburg und Flensburg. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts.“
Freya: „Hier steht: Mit wachen Augen und der gebieterischen Geste des erhobenen Schwertes wachte Roland über die Einhaltung von Gesetz und Ordnung bei den Geschäften.“
Tjark: „So schauts aus. Herzog Friedrich III. verfügte, dass die während des Dreißigjährigen Krieges zerstörte Rolandsfigur wieder errichtet werden sollte, damit Kaufleute und Ochsenhändler unter seinem Schutz sicher handeln konnten. Eine Rolandfigur verkörperte vor Ort die Obrigkeit und galt als Zeichen der Marktgerechtigkeit.“
Freya: „Das finde ich süß. Dass die Leute Vertrauen darauf hatten, dass die Statue für Recht und Ordnung sorgt.
Tjark: „Tatsache. Der bisher älteste urkundliche Hinweis stammt aus den 1560er-Jahren und spricht von einer Rolandsfigur um 1531.“
Freya: „Und wer war das Vorbild für die Statue?“
Tjark: „Man vermutet, der hiesige Roland wäre zu Ehren eines lokalen Helden, genannt „de grote Geert“, niemand geringeres als Graf Gerhard der Große zu Holstein-Rendsburg aus der Linie der Schauenburger errichtet worden, der führte die Schlacht auf dem Strietkamp bei Bramstedt an.“
Freya: „Also eher ein Gerhard und kein Roland.“
Tjark: „Na, du bist heute aber auch ein kleiner Scherzkeks, oder? Die jetzige Statue wurde Ende des 17.Jahrhunderts aus Oberkirchener Sandstein gefertigt, nach Vorbild des hölzernen Rolands. Im Winter 1813/14 stürzte aber auch dieser Roland in Kriegswirren. 1827 wurde er in der jetzigen Form restauriert und wieder aufgestellt.“
Freya: „Das nenne ich mal einen hartnäckigen Roland.“
Tjark: „Typisch Schleswig-Holstein nenne ich das. Wir geben nicht so schnell auf…“
Erzähler: Auch für Freya und Tjark ist aufgeben keine Option - egal ob auf dem Ochsenweg oder auf dem eigenen Hof!
Outro: Ihr wollt noch mehr zum Ochsenweg wissen? Unter www.ochsenweg.de findet ihr alles Wissenswerte und Planungstools für eure persönliche Tour entlang des Weges. Es gibt dort Tipps für Unterkünfte, Sehenswertes, Einkehr- und Rastmöglichkeiten und noch sehr viel mehr!