Hörgeschichten vom Ochsenweg
Episode 8 Lohe Föhrden / Kropper Busch
Intro: Begleitet das Vater-Tochter-Duo Tjark und Freya auf ihrer Tour entlang des Radfernweges Ochsenweg quer durch Schleswig-Holstein. Die beiden geben euch viele Einblicke zu Land und Leuten, Hintergrundinformationen zur Geschichte und Wissenswertes zu Flora und Fauna. Und ganz nebenbei auch zu ihrer eigenen Familiengeschichte, was nicht immer so ganz einfach ist, denn bei den beiden prallen ihre unterschiedlichen Charaktere aufeinander.
Erzähler: Ein gefährlicher Abschnitt auf dem Ochsenweg…zu früheren Zeiten!
Woher das geflügelte Wort „Du bist Kropper Busch noch ni vörbi“ kommt, was es mit Knicks und Reddern auf sich hat und warum der Ochsenweg in dieser Gegend als besonders gefährlich galt, erfahrt ihr auf dem Streckenabschnitt in der Gemeinde Lohe-Föhrden. Neben althergebrachten Traditionen aus Schleswig-Holstein erwartet euch in dieser Episode auch ein Naturphänomen der besonderen Art, mit den Sorgwohlder Binnendünen und der Endmoränenlandschaft der Hüttener Berge.
Freya: „Moin Vadder.“
Tjark: „Moin Lütte.“
Freya: „Wie geit dir dat? Wirds heute wieder spannend auf dem Ochsenweg?“
Tjark: „Und wie! Hier im Kropper Busch südwestlich von Schleswig drohte den Treibern mit ihren meist 50 bis 100 Ochsen starken Herden Gefahr.“
Freya: “UHHHHH das klingt aufregend.“ {Freya gespannt}
Tjark: „Die Heideflächen am Kropper Busch galten als schwierigster Teil der Ochsentrift. Überfälle von Räubern gab es nicht so oft, wie man denkt. Offiziell gemeldet wurde nur einer, aber es war trotzdem ein beschwerlicher Weg. Hatten die Ochsenherden die sandigen Heidepisten erst einmal durchquert, wurde es anschließend für jedes Fuhrwerk schwierig hier noch durchzukommen. So manches Rad brach da entzwei.“
Freya: „Hilfe bei Reparaturen kam dann von den Ochsenwegkrügen?“
Tjark: „Genau, darum gab es in der Gegend gleich vier davon. Die Wegequalität ist auch der Grund für das geflügelte Wort: „Du büs Kropper Busch noch nie vörbi“.“
Freya: „Du bist noch nicht am Kropper Busch vorbei. … Mit anderen Worten: Freu Dich nicht zu früh, das Schlimmste ist noch nicht überstanden.“
Tjark: „Jo. Dieser Spruch prangt seit Jahrhunderten über der Gastwirtschaft „Kropper Busch“ in der Gemeinde Kropp. Die lag bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am historischen Triftweg, der an dieser Stelle 200 Meter weiter östlich verlief.“
Freya: „Da vorne kommt der Naturpark Hüttener Berge, der kleinste seiner Art in Schleswig-Holstein.“
Tjark: „Klein aber oho.“
Freya: „Stimmt, hier kann man die durch die Eiszeit geformte Endmoränenlandschaft besichtigen.“
Tjark: „Mit den für diese Region so typischen und charakteristischen Knicks und Reddern. Das sind die Wallhecken und Wege zwischen den Feldern.“
Freya: „Ich liebe diese abwechslungsreiche Landschaft hier mit den Seen und Wäldern, Mooren und Bergen. An den Sorgwohlder Binnendünen bei Owschlag kommen wir auch vorbei. Das ist ein uraltes Naturschutzgebiet entlang der Sorge-Niederung.“
Tjark: „Die kenne ich natürlich auch, da habe ich mit Deiner Mutter früher gerne gepicknickt.“
Freya: „Die Dünen entstanden in der Spät- und Nacheiszeit vor ca. 10.000 bis 12.000 Jahren. Also genau euer Jahrgang.“
Tjark: „Sehr lustig.“
Freya: „Wie Du Dich vielleicht erinnerst, wehte damals ein beständiger Eiswind den Sand von den Erosionskanten und türmte ihn zu mächtigen Dünen auf. Heute geht man davon aus, dass Teile der Sorgwohlder Binnendünen seit der Nacheiszeit fast vegetationsfrei gewesen sind.“
Tjark: „Da Du ja immer für die großen Zusammenhänge bist, musst Du auch verstehen, dass der Mensch diese Landschaft wohl schon in vorchristlicher Zeit durch Beweidung grundlegend mitgeformt hat. Die Bauern der Sandgebiete nutzten die abgetragenen Böden zum Einstreuen in den Ställen und zur anschließenden Düngung ihrer Felder. Durch das Plaggen, also das Ausstechen und das Entfernen des Heidekrautes wurden dem Boden Nährstoffe entzogen. So konnte die Heide besser ausschlagen und keimen.“
Freya: „Und auch der Ochsenweg hatte Einfluss auf das Gebiet. Bei Sorgwohld querte er den Fluss Sorge. An solchen Wasserstellen hat das Vieh den Boden immer wieder aufgewühlt und so einen Bewuchs verhindert.“
Tjark: „Du sagst es.“
Freya: „Die Sorgwohlder Binnendünen sind einzigartig für Schleswig-Holstein, die Heiden, Silbergras- und Flechtenfluren beherbergen Insekten und Spinnenarten, die heute vom Aussterben bedroht sind!“
Tjark: „Ich sag ja, früher war alles besser.“
Freya: „Oh Vadder, Du musst auch immer das letzte Wort haben…“
Tjark: „Muss ich gar nicht.“
Freya: „Musst du doch!“
Tjark: „Überhaupt nicht.“ (immer leiser)
Erzähler: Da sind aber wieder zwei Dickschädel aufeinander geprallt
Outro: Ihr wollt noch mehr zum Ochsenweg wissen? Unter www.ochsenweg.de findet ihr alles Wissenswerte und Planungstools für eure persönliche Tour entlang des Weges. Es gibt dort Tipps für Unterkünfte, Sehenswertes, Einkehr- und Rastmöglichkeiten und noch sehr viel mehr!