Ein Weg, viele Namen
Die Gemeine Harrislee mit den Ortsteilen Niehuus und Wassersleben liegt nördlich von Flensburg unmittelbar an der dänischen Grenze. 1352 erstmalig im Domkapitel zu Schleswig als „Haringslof“ erwähnt, ist sie seit 1920 Grenzort. Dennoch bestehen vielfältige kulturelle Verbindungen zu den benachbarten dänischen Gemeinden Padborg (Pattburg), Bov (Bau) und Kruså (Krusau).
Durch das Harrisleer Gemeindegebiet laufen drei Stränge des Ochsenweges. Die Straße zwischen Pattburg und Jarplund heißt bis heute „Ochsenweg“! Sie dokumentiert den ab 1582 Flensburg weiträumig umgehenden Viehtriftweg. Weiter westlich dieser Route zeichnet sich noch im Bereich des Naturerlebnisraums „Stiftungsland Schäferhaus“ ein von Grabhügeln der älteren Bronzezeit (1700 – 1100 v. Chr.), darunter der weit über die Grenzen der regionalen Archäologie bekannte „Kong Arrildshøj“, gesäumter „Diebsweg“ (dän. „Tyvevej“) ab. Wenngleich die wohl erst in jüngerer Zeit erfolgte Namensgebung wenig Erfreuliches verkündet, scheint sein Verlauf bereits vorgeschichtlichen Alters zu sein.
Der landschaftlich reizvollste Altweg im Gemeindegebiet verläuft vom dänischen Bov über die grüne Grenze bei Niehuus bis nach Flensburg. Seine zahlreichen Windungen führten zum Namen „Der Krumme Weg“. Das dabei durchquerte malerische Niehuuser Tunneltal ist durch Schmelzwasserströme der letzten Eiszeit entstanden. Dort wo er das Bachbett der „Krusau“ über eine altertümlich wirkende Brücke quert, lag im Mittelalter eine sogenannte Turmhügelburg. Älteste schriftliche Überlieferungen erwähnen sie als „dat Nyghe Hus“ (dtsch.: das neue Haus). Sie war damit Namensgeberin des Ortes Niehuus und ab 1350 eine wichtige Bastion zum Schutze des nahen Flensburgs. 1409-1431 musste an der Burg, die bis heute als „Schloßberg“ sowohl im örtlichen Gedächtnis als auch im Gelände überliefert ist, Wegezoll entrichtet werden. Dies galt auch für damals noch über Flensburg ziehende Ochsentriften. Landesherrliche Streitigkeiten führten aber schon 1431 zum Abriss der Burg. Zurück blieb eine bis zu 2 m hohe, 55 m x 28 m messende, heute im Weideland liegende Geländekuppe, aus der durch Viehvertritt immer wieder Ziegelbrocken zum Vorschein kommen. Auch nach der Zerstörung der Burg blieb der „Krumme Weg“ bis zur Grenzziehung 1920 in Nutzung. Hierfür sprechen sowohl unmittelbar nördlich und südlich der Grenze entdeckte alte Kopfsteinpflasterungen, als auch „Wegepflichtsteine“ und die Tatsache, dass der Weg bis 1920 durch Einwohner*Innen von Niehuus zum Kirchgang nach Bov genutzt wurde.